Analyse: Deutschlands vorgeschlagenes Klimaziel für 2030 noch nicht 1,5˚C-kompatibel
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Deutschland müsste seine Emissionen bis 2030 mindestens 69% unter 1990 reduzieren, um mit dem Pariser Klimaschutzabkommen kompatibel zu sein. Das wären mehr als die 65%, die letzte Woche angekündigt wurden, so eine Analyse, die heute vom Climate Action Tracker (CAT) veröffentlicht wurde.
Der CAT warnte, dass Deutschland seine Maßnahmen verstärken muss, um diese neuen Ziele in allen Sektoren zu erreichen, insbesondere im Strom- und Verkehrssektor.
"Deutschlands vorgeschlagenes Ziel für 2030 ist nicht mit dem Pariser Klimaschutzabkommen kompatibel. Unsere 1,5˚C-Benchmark-Modellierung zeigt, dass die Ziele der Regierung für Kohle, erneuerbare Energien und insbesondere den Verkehr noch unzureichend sind", sagte Niklas Höhne vom NewClimate Institute.
"Mit dem vorgeschlagenen 65%-Reduktionsziel würde Deutschland seine Emissionen nicht einmal mit der Geschwindigkeit reduzieren, die global für die 1,5°C-Grenze notwendig wäre“, so Höhne. „Mit Deutschlands vergleichsweise hoher Wirtschaftskraft und Verantwortung könnte man hingegen erwarten, dass Deutschland sogar schneller reduziert als der globale Durchschnitt."
Nach der Benchmark-Modellierung des CAT ist das deutsche Ziel von 65% erneuerbarer Stromerzeugung nicht Paris-kompatibel und müsste bis 2030 bei etwa 90% oder mehr erneuerbaren Energien liegen. Ebenso ist das Datum 2038 für den Kohleausstieg nicht schnell genug - das Land müsste bis 2030 vollständig aus der Kohle aussteigen.
Deutschlands größtes Problem ist der Verkehr, wo die Emissionen noch deutlich sinken müssen. Selbst die im Klimaaktionsprogramm vorgeschlagenen Maßnahmen würden immer noch eine Lücke von mehr als 30 bzw. 40 MtCO2e/Jahr zu den aktuellen bzw. den vorgeschlagenen sektoralen Ziel hinterlassen. Die aktuellen Maßnahmenpakete würden dazu führen, dass bis 2030 nur etwa fünf Millionen Elektrofahrzeuge verkauft werden, was bedeutet, dass nur 30 % der im Jahr 2030 verkauften Neuwagen E-Fahrzeuge sind, während der Richtwert für das Pariser Abkommens bei 95-100 % liegen würde.
Die Vorverlegung des Datums, bis zu dem Deutschland Klimaneutralität erreichen würde, von 2050 auf 2045 ist ein guter Schritt, aber der CAT warnt, dass die falsche Umsetzung dieses Ziels Probleme mit negativen Emissionen und Kompensationen bringen könnte.
"Deutschland wird als globaler Vorreiter angepriesen, indem es sein Netto-Null-Datum auf 2045 vorverlegt. Aber dieses Ziel ist nicht ohne Gefahren und könnte nach unseren Berechnungen negative Emissionen von etwa 50-100 Megatonnen Kohlendioxid-Äquivalent pro Jahr mit sich bringen, was eine Reihe von Einschränkungen in Bezug auf die Nachhaltigkeit bedeutet", warnte Bill Hare von Climate Analytics.
"Die Modelle zeigen keinen einfachen Weg zu einer Netto-Null-Emission für Deutschland bis 2045, vor allem nicht für den Agrarsektor, wo die Kohlenstoffaufnahme des Bodensektors bis Mitte der 2030er Jahre als Quelle prognostiziert wird,“ so Hare.
Der CAT warnt davor, dass dieses vorgezogene Netto-Null-Datum dazu verleiten könnte, vermehrt Emissionszertifikate einzusetzen. Dies macht es aber unwahrscheinlicher, dass sie echte Emissionsreduzierungen mit sich bringen; und die Notwendigkeit, Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen, wird einfach physisch in ein anderes Land oder eine andere Region verlagert.
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